Zwei Paradoxa
"Zwei Paradoxa, die diesen Malereien eigen sind, sollen erwähnt sein. Diese Bilder sind sowohl voller Bewegung als auch voller Ruhe. Es ist nicht die Dynamik der Technik, die die Futuristen darstellen wollten, die hier erlebbar ist, und schon gar nicht die Hektik des frühen dritten Jahrtausends. Mir scheint die den Bildern innewohnende Bewegung die Spur der persönlichen Erfahrung, Teil eines evolutionären Prozesses zu sein, eines Prozesses, der alles Kreatürliche, aber auch die immaterielle Welt - und somit auch die Kunst - betrifft. Die Ruhe wiederum ergibt sich einerseits durch die souveräne geistige Gelassenheit Radoslav Kutras, aber ebenso sehr, weil er es kraft seiner gestalterischen Fähigkeiten versteht, mit einer Vielzahl von Farben und Farbtönen ein Ganzes zu schaffen. Der Farbsinfoniker Kutra versteht es nun, fürs grosse Orchester zu komponieren. Den flauto piccolo weiss er heute so gut einzusetzen wie die grosse Trommel.
Der zweite überbrückte Widerspruch betrifft das Unbegrenzte und das Begrenzte. Ein gemaltes Bild war - zumindest bis Claude Monet scheinbar Unmögliches gelang - immer ein klar definierter Ausschnitt aus der Wirklichkeit. Pompöse, klar abgrenzende Rahmen taten ihr übriges, dass die Phantasie nicht mehr sah als zu sehen war. Radoslav Kutras Werke zeigen eine universale Realität, die sich nicht durch den Bildrand begrenzen lässt, sind erfüllt von Weltodem. (Der vorher verwendete Begriff des "abstrakten Impressionismus" ist insofern irreführend, korrekturbedürftig, als es hier nicht ums impressionistische Festhalten eines flüchtigen Augenblicks geht, sondern um überräumliches und überzeitliches Geschehen.) Sie sind Makrokosmos und Mikrokosmos zugleich, im geschlossenen Raum zum Klingen gebrachte Sphärenmusik. Ein Bild kann Tausenderlei sein, letztlich ist es aber ein Bild, mit begrenzter Fläche. Alle Versprechungen, die es evoziert, müssen auf dem Malgrund selbst eingelöst werden. Dessen ist sich Radoslav Kutra bei seiner Arbeit stets bewusst.
Diese Bilder sind verdichtetes seelisch-geistig-physisches Erleben, in eine Form gebracht, in der Kunst jegliche Künstlichkeit verliert, von einem Geist erfüllt, der religiös-spirituelle Dimensionen erreicht."
(Peter Killer, Kunstkritiker AICA: Farbsinfonien - mit grossem Orchester aufgeführt, Katalog Radoslav Kutra / Farbe - Gestalt - Geist, Kunstmuseum Olomouc, 2005)
Bloss Malerei
"Für mich ist ein Gemälde um so besser, je mehr es Malerei ist, bloss Malerei, nichts als Malerei. Wenn sie das ist, braucht sie keinen Kommentar. Das gilt auch für die neuen Arbeiten von Radoslav Kutra."
(Peter Killer, Kunstkritiker AICA: Vernissagerede, So-Un International Art Zofingen, 20. Februar 2005)
Farbsinfonien
Farbsinfonien - mit grossem Orchester aufgeführt
(Peter Killer, Kunstkritiker AICA: Farbsinfonien - mit grossem Orchester aufgeführt, Katalog Radoslav Kutra / Farbe - Gestalt - Geist, Kunstmuseum Olomouc, 2005)
Schritt ins Nichts
"Dieser bewusste "Schritt ins Nichts" (R. K., 2005) ist aber bei weitem nicht einfach eine Laune des Autors. Er zieht damit auf seine Art Bilanz. Man kann in ihm, ganz im Gegenteil, seine Freude und den Genuss des Seins im Malen erahnen, das - trotz aller Zweifel der Theoretiker - als Medium unersetzlich ist. Darüber hinaus sind die frischen Gemälde bestimmt auch ein greifbarer und überzeugender Beweis für Kutras tief theoretisch untermauerte These des neuen Impressionismus. Und Kutra wäre nicht Kutra, wenn wir Andeutungen des gegenwärtigen Schaffens nicht bereits in seinem früheren Werk entdecken könnten."
(Ladislav Danek, Kurator des Kunstmuseums Olomouc: Von der Figur zum Zeichen - von der Landschaft zum "neuen Impressionismus", Katalog Radoslav Kutra / Farbe - Gestalt - Geist, Kunstmuseum Olomouc, 2005)
Neuer Impressionismus
"Mit einem grossen malerischen Einsatz zerschlägt er den vertikalen und horizontalen Aufbau der Infrastruktur der Bildfläche. Damit gibt er den Durchgang frei für die Spontaneität und Freude an der sinnlichen und koloristischen Wirkung der leuchtenden farbigen Materie auf die Netzhaut des Auges. In den umfangreichen Reihen von Ölbildern und Gouachen auf Papier (Schritt ins Nichts 2005; Auferstehung 2004; Das andere Licht 2004; Improvisation 2004 und andere) vollendet er überzeugend seinen bisherigen malerischen Weg, setzt aber zugleich seine theoretische Überzeugung von der Tragweite des neuen Impressionismus in die Praxis um. Dieser ist freilich nur durch die immerwährende malerische Läuterung der visuellen Wahrnehmungen der Welt erreichbar."
(Ladislav Danek, Kurator des Kunstmuseums Olomouc: Lebenslauf des Künstlers, Katalog Radoslav Kutra / Farbe - Gestalt - Geist, Kunstmuseum Olomouc, 2005)
Schule des Weltanschauens
"Radoslav Kutra ist es aber vergönnt - und dies wiederum mit dem Hinweis auf die Tradition der mittelalterlichen Hütten - einen logischen Abschluss der eigenen theoretischen Entwicklung in der pädagogischen Tätigkeit zu finden. Sie beginnt bereits in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre in der Tschechoslowakei, systematisch wirkt Kutra aber auf diesem Gebiet erst seit dem ersten Drittel der Siebzigerjahre in der Schweiz. Seine dortige Malschule verwandelt sich zugleich in eine Schule des Weltanschauens. Sie ist unter anderem zum Versuch geworden, eine weitere mittelalterliche Tradition zu erfüllen, nämlich eine paneuropäische. Nicht nur, dass sich seine in der Zentralschweiz lebenden Schüler mit der triadischen Philosophie befassen - ähnlich wie manche Denker in Russland oder Deutschland - in Luzern kann man auch vom tschechischen Dichter Jaroslav Durych hören."
(Pavel Zatloukal, Direktor des Kunstmuseums Olomouc: Radoslav Kutra / Das malerische Werk 1958-1991, Olomouc, 1991)
Anknüpfung und Vertiefung
"Unsere müde gewordene pragmatische Alltäglichkeit kann nur die Botschaft der Farben erhellen, so wie sie dem modernen Menschen durch die impressionistische Revolution vermittelt und von Paul Cézanne, dem Vater der modernen Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts praktisch vollendet und theoretisch formuliert worden ist. An seinen Reflexionen über den Sinn dieser Botschaft der Farben knüpft in der gegenwärtigen Zeit der tschechische, seit 1968 in der Schweiz lebende, Maler Radoslav Kutra an und vertieft sie weiter."
(Prof. Dr. Pavel Floss, Professor der Philosophie an der philosophischen Fakultät der Palacký Universität Olomouc : "Ein Blick in die Geschichte der philosophischen Auffassung des Lichtes im Kontext der westlichen Tradition", Katalog Ejhle Svetlo (Hier ist das Licht), Brünn, 2004)
Konsequent
"Wenn jemand fast ein halbes Jahrhundert lang sich selbst treu bleibt, ist dieser Umstand an sich in Mitteleuropa schon ein grosses Ereignis. Radoslav Kutra ist so."